Topic: Par. EQ - Phasenlage

Es geht um die Entzerrung der Abhöre mit dem 5fach par. EQ und die Möglichkeit diesen getrennt links und rechts einzustellen. Ist dieser phasenlinear oder ändern sich bei unterschiedlichen Einstellungen die Phasenlage der Lautsprecher zueinander?

Re: Par. EQ - Phasenlage

EQ filters are IIR filters to avoid latency; so they aren't phase linear.
So different EQ for left and right may result in different phase shifting I think.

But it sems not to be a problem in the low frequencies area: our ears are not very sensitive to phase shifting in the lows.

But I will let the professionals confirm that smile

ADI-2 DAC (with stock PSU) - Neumann KH 310 A monitors - Cheap USB and XLR cables

Re: Par. EQ - Phasenlage

EQs als einfache Ortsentzerrfilter müssen immer minimalphasig sein, weil die Probleme, die sie korrigieren sollen, ebenfalls minimalphasig sind.
Linearphasige EQs haben zwangläufig Pre-Ringing und damit extrem beschränkte Anwendungen, und sind daher fast komplett vom Markt verschwunden.

Re: Par. EQ - Phasenlage

Denkst du, dass unterschiedliche Einstellungen in Bezug auf die Phasenlage,klanglich negative Auswirkungen hat?

Re: Par. EQ - Phasenlage

jumpy wrote:

Denkst du, dass unterschiedliche Einstellungen in Bezug auf die Phasenlage,klanglich negative Auswirkungen hat?

Nein Mann muss dann wirklich sehr unterschiedliche Einstellungen machen um die Phase etwas zu anderen. Und überhaupt wenn Mann den Kopf etwas bewegt ist dass viel schlimmer. Und deine Ohren sind natürlich den besten Urteil...
Also, now in English, it might not be needed to make different settings for L R. You can also make one average setting for both. Depends on why and what's needed.

Vincent, Amsterdam
https://soundcloud.com/thesecretworld
Babyface pro fs, HDSP9652+ADI-8AE, HDSP9632

Re: Par. EQ - Phasenlage

EINMESSUNG VON STUDIOMONITOREN und Heimanlagen

Es ist nicht wünschenswert, Lautsprecher in einem Stereo-Setup links und rechts unterschiedlich zu entzerren.


Ursache für unterschiedliche Messwerte für linken und rechten Lautsprecher sind üblicherweise Raum-Reflektionen.
Diese werden aber vom Ohr so nicht wahrgenommen.

Was das Klangspektrum (Frequenzgang) anbelangt, analysiert das Gehör nur die erste Wellenfront und ignoriert Reflektionen im mittleren und hohen Frequenzbereich weitgehend.


Im tieferen Frequenzbereich allerdings integrieren sich die Reflektionen mit dem Direktsignal, da die hier längeren Wellenlängen sich der Länge der Reflektionswege annähern.
Die Schallwellen von direktem Signal und 1. Reflektionen fliessen im Bass also zusammen.

Das Ohr kann daher zu tieferen Frequenzen hin zunehmend schlechter zwischen direkten und reflektierten Signalen differenzieren und nimmt diese als gemeinsamen Klang war.
Allerdings wirkt sich die erste Wellenfront immer noch für das Impuls- empfinden ("Attack", "Punch") im Bassbereich aus.




Daraus resultiert folgendes Vorgehen:

Messungen sollten idealerweise erfolgen mit:
- Monophonem Rosa Rauschen.
- Einen Realtime Spectrum Analyser, RTA, mit mindestens 1/3 Oktav-Auflösung, und der Möglichkeit, den Messwert über einige Sekunden zu integrieren ("Average").

Sehr gut geht das zum Beispiel mit der iPhone App AudioTools von Studio Six.

Andere Messmethoden die auf Impulsen basieren (z.B. MLSSA, TDS) können auch benutzt werden, sind aber schwerer zu bedienen und fehlerträchtiger, wenn der Benutzer nicht über das nötige Fachwissen und Erfahrung verfügt.

Messungen mit Sinus-Sweeps oder Step-Sinus sind aus verschiedenen Gründen ungeeignet.



1. Zunächst sicherstellen, dass beide Lautsprecher wirklich identisch sind.
Dazu im Nahfeld auf Achse zwischen Mittel und Hochtöner bei ca. 50-70 cm Abstand (abhängig von Raumgröße und Abstand zu reflektierenden Wänden), beide Lautsprecher individuell messen.

Sollten die Lautsprecher bei dieser Messung im Bereich oberhalb 400 Herz beide identische Unregelmäßigkeiten zeigen, können diese direkt mit eventuell vorhandenen Pegelstellern und dem EQ korrigiert werden, ansonsten die Lautsprecher repariert oder entsorgt und bessere Exemplare beschafft werden.
Im Nahfeld ist das Ziel in der Regel ein linearer Frequenzgang ohne Abfall im Hochtonbereich, aber keine unterschiedlichen EQ-Einstellungen L/R.


2. Nun wird das mit Messmikrofon am Hörplatz (Kopfposition) positioniert.

Der Abstand muss zu beiden Hochtöner auf 2mm exakt gleich weit sein!
Die Abstands-Messung erfolgt mit einem Stück feste Schnur.
Die kleinste Abweichung verfälscht die Messergebnisse im Hochtonbereich komplett.

Wenn eine genaue Ausrichtung nicht möglich ist, muss L/R unkorreliertes ("stereo"-) Rosa Rauschen als Messsignal benutzt werden, dann kann aber die Auswirkung unterschiedlicher Phasenlagen zwischen der beiden Lautsprecher im Bassbereich nicht mehr beurteilt werden.


3a. Nun erfolgt zunächst eine grobe Einstellung des Frequenzganges im Bereich unterhalb 400 Hz für beide Lautsprecher gemeinsam.
Hierzu zuerst die Ortsschalter und Pegelsteller an den Lautsprechern, sowie Einstellungs- und Positionierungsmöglichkeiten von eventuell vorhandenen Subwoofern ausnutzen.

Auch kleinere Änderungen der Lautsprecherposition wirken oft Wunder.
Die richtige Platzierung der Lautsprecher im Raum ist das A und O für einen ausgewogenen Bassbereich und lässt sich durch keine Entzerrung ersetzen.
Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind den EQ benutzen.


3b. Danach umschalten auf Dual-EQ und beide Lautsprecher individuell linearisieren.
Trotz individueller Einstellmöglichkeiten sollten diese nicht zu sehr voneinander abweichen.
Die Benutzung von sehr schmalen Bändern (hohen Q-Faktoren) ist meist nicht sinnvoll.
Starke Anhebungen im Tief-Bassbereich sind auch nicht wünschenswert, da sie zu Überlastung der Lautsprecher führen würden.


3c. Zum Schluss in Stereo (dabei wirkt sich auch die Phasenlage zwischen den beiden Lautsprechern aus) die Gesamtkurve betrachten und eventuelle Feinkorrekturen im Bassbereich <400Hz vornehmen.


Das Ziel ist eine am Hörplatz von 100Hz bis 10kHz gleichmäßig um 3-6dB abfallende Kurve.
Die Stärke dieses Abfalls ist auch geschmacksabhängig und sollte immer wieder mit Musik überprüft werden.

Hierzu können insbesondere die Bass- und Höhensteller des ADI-2 herangezogen werden, diese lassen sich im Menü auch bezüglich Frequenz und Q-Faktor einstellen.


Der Pegel unterhalb von 100Hz und oberhalb von 10kHz ist noch mehr geschmacksabhängig, sollte aber nicht zu extrem vom Rest abweichen.
Hier hilft nur ausgiebiges Hören mit kommerziell aufgenommener Musik der persönlichen Stilrichtung.


Wem das alles zu kompliziert ist, sollte die Finger von Equalizer-Korrekturen lassen, er macht meist mehr kaputt als er sich dabei Gutes tut.
Für die Einessung einer Studio-Monitor-Anlage sollte man mindestens einen Tag Zeit veranschlagen.

Re: Par. EQ - Phasenlage

Das hat mir sehr weitergeholfen. Herzlichen Dank! Ich mache das bislang mit https://www.roomeqwizard.com/
Generator auf Pink PN (Full Range) und  Analyzer. Wo ich die Average Einstellung finde, muss ich mal sehen.
Ich verwende das Beyerdynamic MM1. Hier ist ein Messschrieb enthalten. Gibt es eine Möglichkeit aus diesem ein Kalibrierfile zu erstellen?

Re: Par. EQ - Phasenlage

jumpy wrote:

Das hat mir sehr weitergeholfen. Herzlichen Dank!

Gerne!

jumpy wrote:

Ich mache das bislang mit https://www.roomeqwizard.com/
Generator auf Pink PN (Full Range) und  Analyzer. Wo ich die Average Einstellung finde, muss ich mal sehen.


Die Software macht einen sehr guten Eindruck, kann richtig viel, und das ganze kostenlos!

Es gibt eine Hilfedatei auch als PDF, Seite 158 "Exponential Avaraging" ist was Du willst.
So einstellen, dass die Anzeige relativ ruhig ist, aber Veränderungen im EQ noch angezeigt werden.

Für die Messung am besten geeignet ist wahrscheinlich "Periodic Pink Noise", damit bekommt man normalerweise eine ruhigere Anzeige, die auch schneller den Endwert erreicht als mit reinem Zufallsrauschen.

jumpy wrote:

Ich verwende das Beyerdynamic MM1. Hier ist ein Messschrieb enthalten. Gibt es eine Möglichkeit aus diesem ein Kalibrierfile zu erstellen?

Das "Calibration File" bekommt man von Beyerdynamic, das nenne ich professionell!
https://support.beyerdynamic.com/hc/de/ … -Mikrofon-

Re: Par. EQ - Phasenlage

Super, ich hoffe nur, dass ich die von Beyerdynamic erhaltene Tabelle als Cal.-File in REW integrieren kann.
Ich verwende ziemliche Dinosaurier als Abhöre, nachdem sich mein Sohn die KH310 geschnappt hat. An den JBL4425 habe ich die Möglichkeit 2 und 12kHz ab- bzw. anzuheben. Ich werde dies für die Einstellung im Nahfeld nutzen.
Ich muss nur noch herausfinden, wie ich im RTA eine "Kurve" abspeichern und unter die Messung des anderen Monitor´s legen kann.

Dass ich zusätzlich zum 5x par.EQ noch eine Bass- und Höheneinstellung habe, wusste ich nicht. Den ADI hatte sich auch mein Sohn gekrallt. Naja, bin ja froh, dass es Jungs im Alter von 15Jahren gibt, die sich noch mit HiFi und Tontechnik befassen :-)

10 (edited by KaiS 2020-02-16 01:55:38)

Re: Par. EQ - Phasenlage

Wenn es mit der direkten Integration nicht klappt musst du eventuell das Format des Cal.-Files manuell anpassen.
Meistens geht das mit dem Windows Text Editor, oder bequemer mit Exel.

Die JBL 4425 sind richtig klasse Monitore.
Ich hatte auch mal welche und benutze bis heute die größere Version 4430, vier Stück in Surround-Anordnung.

Durch die sehr gleichmäßige Richtcharakteristik ist auch die Ankopplung an den Raum viel besser als bei den meisten anderen Konstruktionen.

Der gesamte obere Mitten- und Hochtonbereich wird nur aus dem Horn abgestrahlt ("Punktschallquelle", gute Ortung, Präzision und Raumabbildung) und durch das Horn sehr gleichmäßig über 90° im Raum verteilt.

Wenn die Horn-Treiber und die Bass-Sicken noch in Ordnung sind braucht der Monitor selbst kaum EQ.
Es würde also mehr um die Raumanpassung im Bassbereich und eventuelle Geschmacks-Entzerrungen gehen.

Als Erstes würde ich die Lautsprecher überprüfen.
Insbesondere die Horn-Treiber können beschädigt sein.
Deren Luftspalt in Magnet ist sehr eng und die Schwingspule kann nach Überlastung dort teilweise klemmen.

Man kann das leicht mit einem Sinuston von 2,5kHz überprüfen, beim Test mit verschiedenen, gehobenen mittleren Lautstärken (ca. 80-95dB SPL) darf es nie verzerrt klingen.
Mittelschnell die Lautstärke erhöhen, es darf nicht kratzen.
Der Test ist ziemlich nervig, man soll und muss aber auch nicht ewig den Piep-Ton anhören.

Vorsicht bei Messungen mit Sinustönen, im höchsten Frequenzbereich kann der Treiber nur maximal 5W vertragen (macht dann aber auch über 100dB SPL) und das auch nicht über längere Zeit. Es gibt im Lautsprecher keine Schutzschaltung!