EINMESSUNG VON STUDIOMONITOREN und Heimanlagen
Es ist nicht wünschenswert, Lautsprecher in einem Stereo-Setup links und rechts unterschiedlich zu entzerren.
Ursache für unterschiedliche Messwerte für linken und rechten Lautsprecher sind üblicherweise Raum-Reflektionen.
Diese werden aber vom Ohr so nicht wahrgenommen.
Was das Klangspektrum (Frequenzgang) anbelangt, analysiert das Gehör nur die erste Wellenfront und ignoriert Reflektionen im mittleren und hohen Frequenzbereich weitgehend.
Im tieferen Frequenzbereich allerdings integrieren sich die Reflektionen mit dem Direktsignal, da die hier längeren Wellenlängen sich der Länge der Reflektionswege annähern.
Die Schallwellen von direktem Signal und 1. Reflektionen fliessen im Bass also zusammen.
Das Ohr kann daher zu tieferen Frequenzen hin zunehmend schlechter zwischen direkten und reflektierten Signalen differenzieren und nimmt diese als gemeinsamen Klang war.
Allerdings wirkt sich die erste Wellenfront immer noch für das Impuls- empfinden ("Attack", "Punch") im Bassbereich aus.
Daraus resultiert folgendes Vorgehen:
Messungen sollten idealerweise erfolgen mit:
- Monophonem Rosa Rauschen.
- Einen Realtime Spectrum Analyser, RTA, mit mindestens 1/3 Oktav-Auflösung, und der Möglichkeit, den Messwert über einige Sekunden zu integrieren ("Average").
Sehr gut geht das zum Beispiel mit der iPhone App AudioTools von Studio Six.
Andere Messmethoden die auf Impulsen basieren (z.B. MLSSA, TDS) können auch benutzt werden, sind aber schwerer zu bedienen und fehlerträchtiger, wenn der Benutzer nicht über das nötige Fachwissen und Erfahrung verfügt.
Messungen mit Sinus-Sweeps oder Step-Sinus sind aus verschiedenen Gründen ungeeignet.
1. Zunächst sicherstellen, dass beide Lautsprecher wirklich identisch sind.
Dazu im Nahfeld auf Achse zwischen Mittel und Hochtöner bei ca. 50-70 cm Abstand (abhängig von Raumgröße und Abstand zu reflektierenden Wänden), beide Lautsprecher individuell messen.
Sollten die Lautsprecher bei dieser Messung im Bereich oberhalb 400 Herz beide identische Unregelmäßigkeiten zeigen, können diese direkt mit eventuell vorhandenen Pegelstellern und dem EQ korrigiert werden, ansonsten die Lautsprecher repariert oder entsorgt und bessere Exemplare beschafft werden.
Im Nahfeld ist das Ziel in der Regel ein linearer Frequenzgang ohne Abfall im Hochtonbereich, aber keine unterschiedlichen EQ-Einstellungen L/R.
2. Nun wird das mit Messmikrofon am Hörplatz (Kopfposition) positioniert.
Der Abstand muss zu beiden Hochtöner auf 2mm exakt gleich weit sein!
Die Abstands-Messung erfolgt mit einem Stück feste Schnur.
Die kleinste Abweichung verfälscht die Messergebnisse im Hochtonbereich komplett.
Wenn eine genaue Ausrichtung nicht möglich ist, muss L/R unkorreliertes ("stereo"-) Rosa Rauschen als Messsignal benutzt werden, dann kann aber die Auswirkung unterschiedlicher Phasenlagen zwischen der beiden Lautsprecher im Bassbereich nicht mehr beurteilt werden.
3a. Nun erfolgt zunächst eine grobe Einstellung des Frequenzganges im Bereich unterhalb 400 Hz für beide Lautsprecher gemeinsam.
Hierzu zuerst die Ortsschalter und Pegelsteller an den Lautsprechern, sowie Einstellungs- und Positionierungsmöglichkeiten von eventuell vorhandenen Subwoofern ausnutzen.
Auch kleinere Änderungen der Lautsprecherposition wirken oft Wunder.
Die richtige Platzierung der Lautsprecher im Raum ist das A und O für einen ausgewogenen Bassbereich und lässt sich durch keine Entzerrung ersetzen.
Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind den EQ benutzen.
3b. Danach umschalten auf Dual-EQ und beide Lautsprecher individuell linearisieren.
Trotz individueller Einstellmöglichkeiten sollten diese nicht zu sehr voneinander abweichen.
Die Benutzung von sehr schmalen Bändern (hohen Q-Faktoren) ist meist nicht sinnvoll.
Starke Anhebungen im Tief-Bassbereich sind auch nicht wünschenswert, da sie zu Überlastung der Lautsprecher führen würden.
3c. Zum Schluss in Stereo (dabei wirkt sich auch die Phasenlage zwischen den beiden Lautsprechern aus) die Gesamtkurve betrachten und eventuelle Feinkorrekturen im Bassbereich <400Hz vornehmen.
Das Ziel ist eine am Hörplatz von 100Hz bis 10kHz gleichmäßig um 3-6dB abfallende Kurve.
Die Stärke dieses Abfalls ist auch geschmacksabhängig und sollte immer wieder mit Musik überprüft werden.
Hierzu können insbesondere die Bass- und Höhensteller des ADI-2 herangezogen werden, diese lassen sich im Menü auch bezüglich Frequenz und Q-Faktor einstellen.
Der Pegel unterhalb von 100Hz und oberhalb von 10kHz ist noch mehr geschmacksabhängig, sollte aber nicht zu extrem vom Rest abweichen.
Hier hilft nur ausgiebiges Hören mit kommerziell aufgenommener Musik der persönlichen Stilrichtung.
Wem das alles zu kompliziert ist, sollte die Finger von Equalizer-Korrekturen lassen, er macht meist mehr kaputt als er sich dabei Gutes tut.
Für die Einessung einer Studio-Monitor-Anlage sollte man mindestens einen Tag Zeit veranschlagen.