1 (edited by Manger_Fan 2011-12-18 14:34:58)

Topic: Aussteuerung

Hallo RME Team und Nutzer,

ich bin kein Musiker aber dennoch habe ich mich für ein Babyface entschieden.
Ich möchte meine LP Sammlung aufnehmen.

Nun bin heute auf ein Problem gestoßen. Ich kann in der Aufzunehmenden Software nicht aussteuern, egal ob 0 oder 100.
Die Aufnahme selbst klappt.
Der Pegel ist zwar laut genug die Phonovorstufe kann eingestellt werden.

Aus der Phonovorstufe gehe per chinch in den Lineeingang (Babyface).
Lineausgang (Babyface) Aktivbox.

Ich kann auch direkt hören.

In der Software ist das BF Analog angewählt worden.
Anbei Bilder aus der Total-Mix.

http://www.permanentmakeup-soest.de/Dok1.pdf


Bitte um kurze Hilfe.

Gruß
Holger

Re: Aussteuerung

Nun bin heute auf ein Problem gestoßen. Ich kann in der Aufzunehmenden Software nicht aussteuern, egal ob 0 oder 100.

Üblicherweise wird nicht in der aufzunehmenden Software bei der Aufnahme ausgesteuert, sondern in der analogen Vorstufe vor der AD-Wandlung. Nach der Aufnahme kann der Pegel der Datei in der Software digital verändert werden. Empfehlenswert ist allerdings eine Aufnahme mit maximalem Pegel, um eine möglichst hohe Auflösung (= Bitrate) des aufgenommenen Signals zu erreichen. Praktisch bedeutet das, dass man den Lautstärkeregler des aufzunehmenden Gerätes aufdreht, bis das Signal nahe der Übersteuerungsgrenze (ca. - 3) gepegelt ist. Dann nimmt man dieses Signal unverändert auf und normalisiert es in der Software (Spitzenpegel auf einen Wert nahe 0 dB hochziehen, z. B. -0,3 dB).
Das im PDF gezeigte Wavepurity verfügt zwar über eine Pegelsteuerung für die Aufnahme, aber diese Option ist nicht empfehlenswert, da damit bei zu leisem Analog-Pegel "Bits"verschenkt werden und bei zu hohem Pegel die Wandlerstufe übersteuert wird.

TotalMix des Babyface hat mit der Aufnahme nichts zu tun, da das gewandelte Signal bereits vor dem Mixer zur Software geroutet wird (siehe Signalfluss im Handbuch). TotalMix ist ein integrierter Hardwaremixer, in dem Eingänge und die Ausgänge der Software-Ausgänge (= Playback-Channels) zusammengemischt werden. Aber:
- Das Babyface verfügt über zwei integrierte analoge Vorverstärker. Die Verstärkung regelt man mit dem kleinen Drehknopf im Setup-Panel (Schraubenschlüssel anklicken) des Analog-Eingangs 1/2 (für Plattenaufnahmen die beiden Kanäle auf Stereo setzen). Damit ist es möglich, das Signal vor der Wandlung anzuheben. Falls also die Phonovorstufe zu stark rauscht, kann man mit diesen Preamps eine saubere Verstärkung erreichen. 
- Mit der Loopbackfunktion lässt sich auch der Digitalpegel des Eingangssignals bearbeiten. Damit wird das Signal nicht vor TotalMix, sondern erst dahinter an die Software übergeben. Das ist hier allerdings ebenfalls nicht erforderlich.

Praktisch bedeutet das, zunächst die lauteste Stelle der Platte anzuspielen und die Vorverstärkung am externen Vorverstärker oder in TotalMix so einzustellen, dass dieser Spitzenpegel an dieser Stelle  des Songs nicht übersteuert (z. B. -3 dB nicht überschreiten). Am besten dafür RMEs DIGICheck benutzen (von der RME-Webseite herunterladen und installieren). Das ist ein Profitool für Metering und Analyse. Damit hat man eine bessere Übersicht über die Pegel, als in TotalMix.
Dann die Platte aufnehmen und die Aufnahme auf -0,3 dB normalisieren. Dann die CD-Trackmarker setzen und die CD brennen.

Gruß
Knut

Re: Aussteuerung

Hallo Knut,

danke für die Info.
Dann muß ich bei diesem Profi Produkt gegenüber anderen Soundkarten ein wenig umdenken.
Mich hatte nur gewundert, dass die Aussteuerung in der WP Software überhaupt nicht funktionierte.
Egal ob ich die Treiber: Multimedia System API oder ASIO gewählt hatte.

Ich werde es morgen in Ruhe nochmal probieren.

Danke und Gruß
Holger

Re: Aussteuerung

Danke Knut für die ausführliche und kompetente Beschreibung!

Kurze Frage:
Ist es sinnvoll (v.a. bei alten Schellack-Platten), ohne Phono-Vorverstärker direkt über die Vorverstärker des Babyface aufzunehmen (also "flat") und die RIAA Equilization später in der DAW vorzunehmen? Potentielle Vorteile wären:
1.) Ausschließliche Verwendung der sehr rauscharmen und neutralen RME-Vorverstärker und
2.) Flexibilität bei der späteren Auswahl der Equilization Curve (es muss ja nicht RIAA sein, sondern man könnte alte herstellerspezifische Kurven, z.B. von Brunswick, RCA Víctor verwenden.)

5

Re: Aussteuerung

Normale LPs haben einen nutzbaren Dynamikumfang von circa 60 dB. Alte Schellackplatten noch weniger. Das sollte eigentlich bekannt sein, weil es einem die Level Meter unübersehbar anzeigen. Insofern frage ich mich was das bringen soll. Die EQ Curve kann man mittels EQ problemlos nachbearbeiten, ohne das Ausgangsmaterial zu verschlechtern, da sowohl Wandlung als auch Processing qualitativ Lichtjahre vom Ausgangmaterial entfernt liegen.

Regards
Matthias Carstens
RME